SWR - Gespräch am 1. Dezember mit Michael Stoll, Initiator des Lebenskloster in Neuhausen ob Eck – Worndorf

 

(Sendung vom 1. Dezember um 16 Uhr , SWR4 – im Studio Friedrichshafen mit der Redakteurin Thea Thomiczek)http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/friedrichshafen/im-gespraech-im-studio-friedrichshafen-michael-stoll-wachsen-zu-seiner-bestimmung/-/id=1542/did=18582208/nid=1542/nex2ht/index.html

  

Michael Stoll, Dichter und Musiker leitet zusammen mit seiner Frau Birgit Stoll, Philosophin und Kunstschreinerin das SusoHaus in Überlingen, eine Stätte des Erinnerns an den großen Mystiker vom Bodensee Heinrich Seuse, gleichzeitig ein Ort der Begegnung, der Kreativität und Stille. Sie haben in Verbindung miet dfem SusoHaus ein zweites Projekt  entwiceklt; --- sie haben begonnen, ein altes Pfarrhaus zu sanieren und umzugestalten, im Kreis Tuttlingen in Neuhausen ob Eck , im Ortsteil Worndorf.

 

SWR: Sie nennen das Projekt „ Lebenskloster“  Herr Stoll – was soll da passieren?

 

Michael Stoll: Dieses Haus ist 1812 vom Fürsten von Sigmaringen im Zuge der Saekularisation des Beuroner Klosters erbaut worden, der die landesgesetzliche Verpflichtung übernommen hatte, eine eigenständige Pfarrstelle in Worndorf zu errichten. Wir haben dieses Haus von der Erzdiozöse Freiburg erworben und das Ziel, dass dort ein Ort der Stille und der schöpferischen Arbeit, ähnlich wie das schon etablierte SusoHaus in Überlingen entsteht.

 

Der interessierte Besucher oder Gast kann dort hinkommen, sich dort bei einfachem Essen, Tisch, Stuhl, Bett in seinen selbst gewählten Raum zurückziehen, zur Ruhe kommen und kreativ-schöpferisch arbeiten.

 

Was ist das Ziel in den nächsten Jahren? Auch dort werden wir, ähnlich wie im SusoHaus Überlingen mit dem Quellturm (s. www.quellturm.de) , eine künstlerische Installation in das Zentrum des ehemlaigen Pfarrhauses stellen: Teresa von Avila, eine berühmte spanische Mystikerin entwickelte das Bild von einer Seelenburg. Jeder Mensch trägt in sich verschiedene Seelenräume, Fähigkeiten und Bedürfnisse, die es zu klären und zu entwickeln gilt; gelingt dies zusehends, wird es hell, lichtet es sich im wahrsten Sinne und der einzelnde Mensch kann sich all dem wirklich öffnen, was ihm im Alltag begegnet. Die verschiedenen Räume im Lebenskloster werden in Abstimmung mit den Denkmalbehörden behutsam renoviert und gemäß dem Bild einer Seelenburg gestaltet. Im Dachbereich entsteht dann – als achter Raum – eine durchlichtete Galerie und, auf dem Boden, auf der Fläche des ehemaligen  Pfarrgartens eine sogenannte Glasrotunde, ein Gewächshaus, in welchem aber neben dem Anbau von Gemüse und Blumen auch kulturelle Veranstaltungen für die Öffentlichkeit stattfinden werden.

 

SWR: Sie sind getragen von Idealismus, wenn Sie das so erzählen, das sind schon ganz andere Lebensformen als die, die wir so kennen, vom Konsum und Hektik geprägt . Woher nehmen sie diesen Idealismus, so etwas überhaupt anzugehen? Das kann ja auch schief gehen.

 

Michael Stoll: Es ist natürlich immer schwer, über die Beweggründe des eigenen Handelns zu sprechen, sich über diese wirklich Aufschluss zu geben. Wenn ich ein Bild, eine Vision habe, welche mich schon von früh an begeistert hat, dann gilt es dieser Vorstellung Treue zu zeigen, ihr – oft über Umwege und natürliche Hindernisse hinweg – zu folgen, um sie Schritt für Schritt zu verwirklichen; und hier bin ich auf einem Weg, bei dem ich immer mehr eine Leichtigkeit, ein Schimmer von Ewigkeit erlebe, was auch in dem Erleben von Musik wesentlich ist;  Ich mache Musik nicht, sondern werde zusehends von der Musik getragen. Jeder, der ein Instrument spielt, weiß, dass dies nicht ohne Üben und Hingabe an das konkrete Tun möglich ist, also Arbeit im besten Sinne. Diese Bilder, die ich früh erfuhr, habe ich sehr ernst genommen, vielleicht manchmal auch ein wenig dickköpfig,  und bin damit einfach weitergegangen.

 

SWR: Und Sie sind nicht religiös gebunden? Sie sprechen einfach Menschen an, die spirituell interessiert sind?

 

Michael Stoll: Meine sogenannte religiöse Sozialisation war christlich-katholisch, u.a. als Sängerknabe und dem Besuch des wöchentlichen Gottesdienstes als Mitglied eines Kirchenchores, sowie der Herkunft aus den stark glaubensgeprägten badisch-schwäbischen Großfamielien meiner Eltern.

 

Wenn Tradition wirklich erlebt, erfahren wird, führt sie weiter, bleibt sie nicht bei den Formen der Vergangenheit stehen, sondern öffnet sich in eine Weite, die für jeden Einzlnen auf gewisse und freie Weise erschlossen werden will. Menschen, die sich einer Tradtion sehr wohl verbunden fühlen, sich aber auf eigenständige Weise quasi ein neues  inneres und äußeres Umfeld, eine erneuerte Lebenspraxis für sich versuchen zu finden und zu kultivieren, diesen Menschen können wir – über alle Konfessions- und Glaubengrenzen hinweg -Anregungen aus den bisherigen Ergebnissen und Erfahrungen unserer Arbeit geben.

 

SWR: Jetzt sind wir mitten im Advent, da geht es ja auch um das Licht. Sagt Ihnen der christliche Advent noch etwas?

 

Michael Stoll: Noch zu sagen, wäre sehr untertrieben. „Das Licht scheinet in der Finsternis“ --- so beginnt das Johannesevangelium. Wir dürfen uns nicht blenden lassen von den Verkarstungen der Kirche, das hat viel mit Macht und Gewalt zu tun. Die eigentliche christliche Botschaft ist eine Botschaft der  Liebe, der Annahme, des Friedens und des Daseins. Von daher fühle ich mich vollkommen auf die Mitte der eigentlichen Botschaft des Christseins bezogen.

 

SWR: Wenn ich sie so sprechen höre kann ich mich da gut hineinfinden, wenn ich aber die Welt um mich herum anschaue;  Amerika first!, - u.s.w, der Konsumrausch ... sind die Menschen überhaupt noch ansprechbar, interessiert die Menschen ihre Botschaft überhaupt noch?

 

Michael Stoll: Wenn ich mich an eine Autobahn - die A1 - stelle und nahe an die Fahrbahn trete, dann sehe ich von den Autos eigentlich nur Schemen, ein Vorbeiwischen von Fahrzeugen, d.h. ich kann kaum ein einzelnes Fahrzeug mehr erkennen; und so geht der Drang der Menschen nach Vereinfachung in dieser Zeit zunehmender Komplexität und immer schneller werdenden Abläufe mit der Gefahr daher, es sich zu einfach zu machen. Die Menschen haben das Bedürfnis der Herr oder die Herrin der Lage zu sein, wir wollen das eigentlich uns umgebende Geschehen begreifen. In der Tiefe, von der Wurzel her mich und die Umwelt und die gesellschaftlichen Bewegungen zu begreifen, benötigt eine Anstrengung und nicht den kurzen Weg über primitiv-  populistische Vereinfachungen. Und so ist für mich Liebe kein bloßes Gefühl, sondern geht mit klarem Verständnis für meine menschliche Situation und Bewusstheit einher. Es ist eine große Aufgabe zu einer wirklichen Einfachheit zu gelangen, die das Zerstörerische und Lebensferne überwindet. Wirkliches Lebensglück liegt auf dem Weg zu einer solchen Lebenspraxis, aus einer Tiefe des Verstehens heraus in die Einfachheit zu gelangen. Ich kann nicht "einfach" einfach werden, sondern es ist ein Weg damit verbunden. An gewissen Wegabschnitten erfahre ich glückhafte Momente, die mich tief erfreuen, und ich gewinne daraus Kraft und Mut weiterzugehen.

 

SWR: Dann wünschen wir Ihnen viel Kraft und Mut bei ihrem neuen Projekt, dem Lebenskloster in Neuhausen ob Eck; immer am ersten Samstag im Monat können Interessierte dort hinkommen, also auch übermorgen ab 11 Uhr.  

 

Neuhausen-Worndorf

 

Im Anfang des 19. Jahrhundert ließ der Fürst des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen im Zuge der Säkularisation in der Lehrenstraße in Worndorf ein stattliches Gebäude mit massiven Kalksteinwänden auf festem Fundament,

großräumig mit zwei Geschossen und einer besonders stabilen Dachkonstruktion, errichten. Es war das Worndorfer Pfarrhaus, nahe der Dorfkirche gelegen. Bis zum Jahr 2012 hat die katholische Kirchengemeinde sanierte Räume im Erdgeschoss für den Kirchenchor und kleine Treffen genutzt. Mit der Entscheidung für einen Gemeinschaftsraum bei

der Pfarrkirche stand das Pfarrhaus zum Verkauf an. Das ehemalige Pfarrhaus in Worndorf wird in den nächsten Jahren unter fachkundiger Aufsicht der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz saniert. Das Lebenskloster,

ein Ort für Fragen und neue Antworten wird entstehen. Jugendliche der Jugendbauhütten Baden-Württemberg werden sich der Sanierungsarbeiten annehmen. Für Birgit und Michael Stoll aus Überlingen ein willkommenes Gebäude mit großem Gartengrundstück zur Verwirklichung neuer Ideen. Michael Stoll ist Dichter und Musiker, seine Ehefrau ist Kunstschreinerin und Philosophin. Das Ehepaar wohnt in Überlingen und betreibt dort das Suso-Haus. „Wir waren sofort von dem Anwesen in Worndorf begeistert, es ist uns regelrecht zugeflogen“, sagt Michael Stoll im Gespräch. Nun galt es jedoch das in die Jahre gekommene Gebäude zu sanieren und im Ganzen zu nutzen.

Michael Stoll knüpfte sich die Verbindungen zur Organisation „Jugendbauhütten Baden-Württemberg“ (JBH), dem Technischen Rathaus mit Sitz in Esslingen. Die deutschlandweit gemeinwohlorientierte Organisation macht sich zum Ziel, denkmalgeschützte Objekte und historische Bauten an die kommenden Generationen weiterzugeben, sowie Nachwuchs für die vielfältigen Berufsfelder der Denkmalpflege zu gewinnen, ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), unterstützt von vielen privaten und institutionellen Förderern. Sie bieten den Rahmen für ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege oder einen Einsatz beim Bundesfreiwilligendienst. Das Jugendbauhütten-Jahr beginnt jeweils

am 1. September und dauert zwölf Monate, steht allen jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren offen.

Die erste Arbeitswoche in Worndorf fand nun vom 7. bis 13. Juni statt.Unter der Leitung von David Nonnenmann, vom Technischen Rathaus der Jugendbauhütten Baden-Württemberg in Esslingen, inspizierte eine Gruppe von sechs Jugendlichen das Gebäude in Worndorf und lotete anstehende Sanierungsarbeiten aus. In den kommenden Jahren werden dann immer 22 Jugendliche jeweils eine Arbeitswoche lang in Worndorf verbringen und nach dem Slogan „Junge Hände für alte Wände“ arbeiten. Kristian Kiesow von der deutschen Stiftung „Denkmalschutz“ überwacht die Arbeitsgänge, für die auch fach- und sachkundiges Personal zur Verfügung steht. Ein zeitliches Limit ist vorerst bis zum Jahr 2030 gesetzt Schritt für Schritt, gemäß der vorhandenen Kräfte wird die Bausubstanz des Hauses erneuert und es werden Räume gestaltet, die Orte zur schöpferischen Arbeit und Räume des Rückzugs und der Stille werden. Es wird sicher einige Zeit vergehen, bis die letzten Arbeiten vollendet sind. Den Sanierungsfortschritt wird sicher auch die Worndorfer Bürgerschaft verfolgen, bis dann nach und nach die Skepsis am gesamten Vorhaben ausgeräumt ist.

 

In einem Rundgang durch das betagte Gebäude bis zum Dachgeschoss ,konnten sich Bürgermeisterin Marina Jung und Ortsvorsteherin Nicole Weikart über das Vorhaben von Michael Stoll informieren. Am Ende der Informations-runde und ausführlichen Erklärungen, war der Gesamteindruck positiv. Die Bürgermeisterin steht der Idee der Initiatoren sehr aufgeschlossen gegenüber. 

 

Weitere Infos unter:

www.lebenskloster.de

www.Jugendbauhuetten.dewww./freiwilligesjahr-bw.ijgd.de

Das ehemalige Pfarrhaus in Worndorf wird in den nächsten Jahren unter fachkundiger Aufsicht der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz saniert. Das Lebenskloster, ein Ort für Fragen und neue Antworten, wird entstehen. Jugendliche der Jugendbauhütten Baden-Württemberg werden sich der Sanierungsarbeiten annehmen.

Im Anfang des 19. Jahrhundert ließ der Fürst des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen im Zuge der Säkularisation in der Lehrenstraße in Worndorf ein stattliches Gebäude mit massiven Kalksteinwänden auf festem Fundament, großräumig mit zwei Geschossen und einer besonders stabilen Dachkonstruktion errichten. Es war das Worndorfer Pfarrhaus, nahe der Dorfkirche gelegen. Bis zum Jahr 2012 hat die katholische Kirchengemeinde sanierte Räume im Erdgeschoss für den Kirchenchor und kleine Treffen genutzt. Mit der Entscheidung für einen Gemeinschaftsraum bei der Pfarrkirche stand das Pfarrhaus zum Verkauf an. Für Birgit und Michael Stoll aus Überlingen ein willkommenes Gebäude mit großem Gartengrundstück zur Verwirklichung neuer Ideen, einem Lebenskloster. Michael Stoll ist Dichter und Musiker, seine Ehefrau ist Kunstschreinerin und Philosophin. Das Ehepaar wohnt in Überlingen und betreibt dort das Suso-Haus.

„Wir waren sofort von dem Anwesen in Worndorf begeistert, es ist uns regelrecht auf uns zugeflogen“, sagt Michael Stoll im Gespräch. Nun galt es jedoch das in die Jahre gekommene Gebäude zu sanieren und im Ganzen zu nutzen. Michael Stoll knüpfte sich die Verbindungen zur Organisation Jugendbauhütte Baden-Württemberg (JBH) im Technischen Rathaus in Esslingen. Die deutschlandweit gemeinwohlorientierte Organisation macht sich zum Ziel, denkmalgeschützte Objekte und historische Bauten an die kommenden Generationen weiterzugeben sowie Nachwuchs für die vielfältigen Berufsfelder der Denkmalpflege zu gewinnen.Sie ist ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), unterstützt von vielen privaten und institutionellen Förderern. Sie bieten den Rahmen für ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege oder einen Einsatz beim Bundesfreiwilligendienst. Das Jugendbauhütten-Jahr beginnt jeweils am 1. September und dauert zwölf Monate. Es steht allen jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren offen. Besondere Schulabschlüsse und Ausbildungen sind nicht erforderlich. Die Vollzeitschulpflicht muss allerdings erfüllt sein.

Bereits erste Arbeitswoche vor Ort Die erste Arbeitswoche in Worndorf hat nun vom 7. bis 13. Juni stattgefunden. Unter der Leitung von David Nonnenmann vom Technischen Rathaus der Jugendbauhütten Baden-Württemberg in Esslingen, hat eine Gruppe von sechs Jugendlichen das Gebäude in Worndorf inspiziert und anstehende Sanierungsarbeiten ausgelotet. In den kommenden Jahren werden dann jeweils 22 Jugendliche jeweils eine Arbeitswoche in Worndorf verbringen und nach dem Slogan „Junge Hände für alte Wände“ arbeiten.

 

Kristian Kiesow von der deutschen Stiftung Denkmalschutz überwacht die Arbeitsgänge, für die auch fach- und

sachkundiges Personal zur Verfügung steht. Ein zeitliches Limit ist vorerst bis zum Jahr 2030 gesetzt. Schritt für Schritt, gemäß der vorhandenen Kräfte wird die Bausubstanz des Hauses erneuert und es werden Räume gestaltet, die Orte zur schöpferischen Arbeit und Räume des Rückzugs und der Stille werden. Es wird sicher einige Zeit vergehen, bis die letzten Arbeiten vollendet sind. Ein Transparent Junge Hände für alte Wände am Scheunentor weist auf die Aktion für Denkmalschutz hin. Den Sanierungsfortschritt wird sicher auch die Worndorfer Bürgerschaft verfolgen, bis dann nach und nach die Skepsis am gesamten Vorhaben ausgeräumt ist. In einem Rundgang durch das betagte Gebäude bis zum Dachgeschoss konnten sich Bürgermeisterin Marina Jung und Ortsvorsteherin Nicole Weikart über das Vorhaben von Michael Stoll informieren.

Am Ende der Informationsrunde und ausführlichen Erklärungen war der Gesamteindruck sehr positiv. Die

Bürgermeisterin steht der Idee der Initiatoren sehr aufgeschlossen gegenüber. Es wird in den kommenden Jahren in der Lehrenstraße zeitweise etwas lebhafter zugehen.

Informationen zu den Beteiligten:

www.lebenskloster.de,

www.Jugendbauhuetten.de,

www.freiwilligesjahr-bw.ijgd.de

 

Herbert Dreher, Südkurier, 22/6/2021